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Das Recycling von Kunststoffen aus den privaten Haushalte ist eine Katastrophe. Kann biobasiertes Plastik Teil der Lösung sein?

Das Recycling von Kunststoffen

Von den ‌8‌ ‌Milliarden‌ Tonnen‌ von ‌Kunststoffen, die seit ‌1950 hergestellt‌ wurden, sind  ‌ nicht einmal ‌10% ‌recycelt worden. Das Recycling von Kunststoffabfällen ist im Allgemeinen problematisch, aber dies betrifft im besonderen Maße die hochgradig verschmutzte, hochgradig zerkleinerte Masse der Plastikabfälle aus privaten Haushalten. Diese absurden Mengen zu etwas Nützlichem zu machen ist zu einer Herkulesaufgabe geworden. Da sich die globale ‌ Produktion ‌ von Kunststoff ‌‌ innerhalb ‌ der ‌ nächsten ‌ 15 ‌ Jahre ‌ verdoppeln wird, brauchen wir schnelle ‌ und ‌ konkrete ‌ Lösungen. Marginal ‌ gewinnt ‌ nicht ‌ werden ‌ wir ‌ nicht ‌ von ‌ dieser ‌ Wiederverwertung ‌ Mess.‌ ‌ Glücklicherweise gibt es Möglichkeiten, diese und biobasierte Materialien zu lösen.

Menschen sind ‌die‌ einzige ‌Spezies, ‌ die Abfall produziert - und Abfall ist eigentlich ein wertvoller Rohstoff, aber ohne Eigentümer und am falschen Ort. Was ist mit den 90% des globalen Kunststoff-Ausstoßes geschehen, der nie recycelt wurde? Er liegt auf Deponien und setzt ‌Methan frei ‌oder‌ noch schlimmer: wurde einfach weggeworfen und geht nun in das Erdreich und Grundwasser über. Meistens ‌wurde er sicherlich jedoch ‌verbrannt, ‌setzte dabei  ‌toxische‌ Dämpfe ‌und ‌Kohlenstoff frei, ‌während die wertvollen Materialeigenschaften zugunsten der Wärmegewinnung (zynisch auch “thermisches Recycling” genannt) als Ressource verloren gingen. Hätten wir Jahrzehnten eine Kohlendioxid-Steuer eingeführt oder den wahren Preis der Umweltfolgen mit einkalkuliert, hätten wir wahrscheinlich heute mit viel weniger Kunststoff-Abfall zu kämpfen. Diese praktische, leichte Material hat fast keinen Geldwert; es wird einmal für wenige Minuten genutzt und dann entsorgt. Sammeln, Sortieren und Reinigen um ein gutes Recycling-Granulat zu erzielen ist oftmals zu teuer im Vergleich mit den unrealistisch niedrigen Herstellungskosten eines neuen Plastikmaterials. Wie können wir diesen Teufelskreis durchbrechen?

Die aufgezeichneten Recycling-Raten (glücklicherweise mit steigender Tendenz) sind irreführend: Plastik zu sortieren heißt nicht, es zu recyclen. Es ist eine Schande, dass die Volumen sortierte Plastikströme, die zur weiteren Sortierung, zum Downcycling und zur Verbrennung in andere Länder verkauft werden, in diesen offiziellen Statistiken über die Recyclingquoten enthalten sein dürfen. Die für die Niederlande und Deutschland gemeldeten 50-60% bedeuten bspw., dass grob 20% in ein gleiches Produkt recycelt wurden - während der andere, größere Teil downgecycled, verbrannt oder nach Asien verschifft wurde. Mutigerweise verweigerte China in 2018 weiterhin die Müllhalde der Welt zu sein und stoppte die Container, vollgestopft mit Plastikabfällen des Westens. Importeure hatten eine Lücke ausgenutzt und ließen aus ökonomischen Interessen leere Container für den Heimweg nach Asien in den europäischen Häfen befüllen. Tragischerweise werden diese Mengen an giftigem und verschmutztem Plastik nun einfach unter anderem an Malaysia, Vietnam und den Philippinen verteilt.

Die Hälfte alles jemals produzierten Kunststoffes wurde in den vergangenen 15 Jahren hergestellt. Selbstverständlich können und müssen wir unseren Plastikverbrauch reduzieren, ihn ersetzen durch mehrfach nutzbare Produkte. Aber in Anbetracht der gigantischen Mengen insgesamt erscheint dies doch wie eine Tropfen auf dem heißen Stein. Es ist meine Hoffnung und Erwartung, dass wir - gleich dem Vorbild der Proteste gegen Kohlekraftwerke in der vergangenen Dekade - nun aufstehen und gegen den Neubau von Kunststoff-Fabriken vorgehen.


Der Hintergrund der schlechten Recyclingfähigkeit von Plastik ist, dass Hunderte verschiedener Sorten existieren. Selbst 50 verschiedene Haushaltsreiniger-Flaschen werden 50 leicht unterschiedliche Zusammensetzungen aufweisen. Dadurch ist am Ende Downcycling die einzige, schlechte Option und es wird selbst dafür auch wiederum neues Material gebraucht. Plastikrecycling ist eben leider NICHT das Gleiche wie Papier- oder Glas-Recycling (dieses weist nahezu perfekte Sammlungs- und Recyclingraten auf, nutzt das Rohmaterial wirklich mehrfach). Additive, Modifikatoren, Farben, Füllstoffe und Mehrschichtmaterialien - alle diese Stoffe  tragen zu dem perfekten Plastik-Recycling-Alptraum bei.  Plastik macht unser Leben ein wenig leichter, aber es kann praktisch weder recycelt werden - ganz zu schweigen von upcycling. Jedenfalls nicht zu sinnvollen Kosten.  Neue Techniken wie das chemische Recycling sind bisher kostenintensiv, kontrovers diskutiert und müssen ihre Tauglichkeit erst noch beweisen. Die Gesetzgebung MUSS die Industrie dahin bewegen, mit einer äußerst limitierten Menge an Plastik und zudem möglichst weitgehend mit Monomaterialien zu arbeiten.  Nur dann können wir wirklich realistische und wahrhaft hohe Recyclingquoten erreichen - positive Ausnahme hierbei sind PET-Flaschen, dies durch Pfandsystem und effektive Sammlungslosgistik.


Zusätzlich zur Reduzierung unseres alltäglichen Plastik-Konsums, strikterer Gesetzgebung und einer CO2-steuer (inkl. Folgekosten) können biobasierte und kompostierbare Verpackungen als Baustein zur Lösung wie folgt beitragen:

  • Sie werden aus nachwachsenden Rohstoffen wie Stärke, Bioethanol , Zellulose, Kaffeesatz und Algen hergestellt
  • Sie haben einen wesentlich geringeren CO2-Fußabdruck
  • Sie enthalten im Allgemeinen keine Additive
  • Sie haben oft bessere Barriereeigenschaften (halten Lebensmittel länger frisch)
  • Vielleicht am wichtigsten: kompostierbare Biokunststoffe retten organische Abfälle vor der Entsorgung in Mülldeponien und der Verbrennung und fügen dem Kompost wertvolle Nährstoffe zu! Kompostierbare Teebeutel, Kaffeepads und Knotenbeutel mit Resten von Obst und Gemüse enthalten wertvolle organische Stoffe.


Durch die Umstellung von Knotenbeuteln auf Erdölbasis hin zu
heimkompostierbaren Beutel aus bsp. Mater-Bi wird auch die Menge herkömmlicher Kunststoffe in organischen Abfällen (sog. Fehlwürfe), die in Komposter gelangen, reduziert. Biobasierte Kunststoffe können viel mehr als die 2% Anteil ausmachen, die sie bisher darstellen. Bei der Anwendung neuer Rohstoffe, Reststoffe und landwirtschaftlicher Abfälle als Rohstoffbasis wird praktisch kein zusätzliches Ackerland benötigt. Biobasierte Kunststoffe passen sehr gut zu den EU-Zielen einer zirkulären und kohlenstoffarmen Wirtschaft. Sie spielen eine Schlüsselrolle bei der Erhöhung der Recyclingziele und der Erreichung von Effizienz in der Abfallbewirtschaftung. Der Großteil der biobasierten Kunststoffe kann mühelos in bestehenden Recyclingströmen weitertbehandelt werden und kompostierbare Kunststoffe tragen dazu bei, die getrennte Sammlung organischer Abfälle zu steigern und Bioabfälle von Mülldeponien und anderen Abfallströmen abzuleiten¹.

Das Recycling (oder besser Upcycling) bewirkt, dass die Materialien im Umlauf bleiben und der „ technische “ Kreislauf geschlossen wird. Kompostierung bedeutet, dass Nährstoffe in der „ Biosphäre “ verbleiben, wo Qualitätskompost die Grundlage für neue Pflanzenlebenszyklen ist. Obwohl viele Bio-Verpackungsprodukte zum Einmalgebrauch bestimmt sind, unterstützt Bio Futura diese Philosophie von Cradle-to-Cradle sehr und hat sich aus diesem Grund mit der NGO C2C e.V. zusammengetan.

Es ist an der Zeit, dass Komposter und Recycler das Potenzial biobasierter Kunststoffe voll ausschöpfen und die Materialien in ihren Anlagen akzeptieren. Anteile von BioPE und BioPET können mithilfe der NIR-Technologie (Near Infra-Red) perfekt in vorhandenen Stömen und PLA-Zyklen recycelt werden. 

Bei der Kompostierung verhalten sich biobasierte Kunststoffe nicht anders als andere organische Stoffe wie Nussschalen und dickere Äste. Unter dem Druck der Investoren verkürzen Kompostierer die Zykluszeiten und schließen zunehmend Materialien aus, deren Kompostierung vermeintlich zu lange dauert. Kompostierbare Teebeutel, Kaffeepads und heimkompostierbare Knotenbeutel mit organischen Resten sind jedoch willkommen. Dies sind alles Rohstoffe, die den Landwirten einen Mehrwert für den Kompost bieten. Auch in Großbritannien haben Abgeordnete und Wissenschaftler in jüngster Zeit ihre Unterstützung für die Abkehr von Kunststoffen auf Erdölbasis hin zu kompostierbaren Alternativen erklärt. Schlussendlich gibt es andere gute Möglichkeiten, den Kreislauf mit organischen Rohstoffen und kompostierbaren Verpackungen zu schließen, auch wenn industrielle Kompostierer nicht dazu bereit sind. Zertifizierte kompostierbare Haushaltsverpackungen eignen sich oft auch für den heimischen Gartenkompost und robuste mobile Kompostiermaschinen vor Ort werden in Schulen und Krankenhäusern aufgestellt, um die Kreisläufe vor Ort zu schließen und organische Abfälle von den anderen, sie vernichtenden Abfallströmen abzuleiten.

¹ https://www.european-bioplastics.org/policy/circular-economy/

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